Gefälligkeiten sind unserer sozialen Wirklichkeit kaum wegzudenken – sei es die Mitnahme eines Freundes im Auto, die Beaufsichtigung der Kinder der Nachbarn oder eine Bergführung. Die Abgrenzung zwischen einer unverbindlichen Gefälligkeit und einem verbindlichen Rechtsgeschäft ist aber alles andere als einfach, obwohl diese Unterscheidung eine hohe praktische Relevanz besitzt: Erwächst infolge der Gefälligkeit einem Beteiligten ein Schaden, stellt sich die Frage, ob der andere Teil dafür haftet und ob diese Haftung eine vertragliche oder eine deliktische ist.
Das Werk „Die Haftung im Gefälligkeitsverhältnis“ von Lena Kolbitsch beschäftigt sich gerade mit dieser Frage. Unter Heranziehung der neuesten Rsp bietet die Autorin eine prägnante und verständliche Darstellung der relevanten Haftungsfragen in Gefälligkeitsverhältnissen und erarbeitet dazu ein eigenes Haftungskonzept. Im ersten Teil des Buches wird der Begriff des Gefälligkeitsverhältnisses unter die Lupe genommen und zu „Gentleman`s Agreements“ und zur Geschäftsführung ohne Auftrag in Bezug gesetzt. Auf Grundlage der deutschen und österreichischen Rechtsprechung und Lehre wird außerdem ein Vorschlag zur Abgrenzung von Gefälligkeitsverhältnissen von Rechtsgeschäften erarbeitet. Dabei kommt den sogenannten Seriositätsindizien eine wichtige Rolle zu. Besondere Beachtung wird weiters den typischen Eigenschaften eines Gefälligkeitsverhältnisses, den potenziell erwachsenden Pflichten zur Schadensabwehr und der Frage des geschützten Personenkreises geschenkt. Zwischenfazite und eine Zusammenfassung sorgen im Buch für eine gute Überschaubarkeit.