Kann man das österreichische Zivilprozessrecht auf knapp 150 Seiten umfassend darstellen? Nein. Aber man kann einen kompletten Abriss über das Verfahrensrecht geben, der beim Leser eine Ausgangsbasis für eine Vertiefung mit der Materie schafft.
Gerade wer Zivilverfahrensrecht zum ersten Mal lernen und verstehen will, ist oft überfordert. Das Fach ist bei Studenten in der Regel nicht sehr beliebt und wird eher als mühsam empfunden. Oft liegt das an der falschen Einstiegsliteratur. Wer sich noch nie mit Verfahrensrecht beschäftigt hat, sollte im Zweifel nicht gleich zu Schwergewichten wie Rechberger/Simotta, Grundriss des österreichischen Zivilprozessrechts greifen, sonst läuft er schnell Gefahr, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen. Vielmehr empfiehlt sich eine Einstiegsliteratur, um mal die Strukturen zu verstehen.
Eine solche Tour d’Horizon über das österreichische und europäische Zivilprozessrecht bietet dieses Buch von Roth. Im Gegensatz zum ebenfalls empfehlenswerten Deixler-Hübner/Klicka, Zivilverfahrensrecht geht das vorliegende, neu erschienene Buch nicht auf das Exekutionsverfahren und Insolvenzverfahren ein. Dafür ist das wichtige und gerade im Studium oft vernachlässigte europäische Zivilverfahrensrecht sehr detailliert enthalten. Ein kurzer Abriss über die EDV Anwendungen der Justiz ist in der Regel kaum prüfungsrelevant, für die spätere Praxis in einer Anwaltskanzlei oder einem Notariat jedoch durchaus interessant.
Alles in allem ist das Buch ein Teaser, der das komplette Zivilverfahren kurz skizziert und dazu beiträgt, Strukturen zu erkennen und zu verstehen. Allein mit dem darin vermittelten Wissen zur Diplomprüfung anzutrefen wäre jedoch tollkühn.